Es scheint ziemlich einfach zu sein, miteinander zu kommunizieren. Schließlich gibt es ja einen allgemeinen Konsens über die Bedeutung von Wörtern – Achtung Falle!
Wir Frauen sind ja normalerweise große Kommunikatorinnen. Das scheint uns in die Wiege gelegt, weil wir ja grundsätzlich auf Verbundenheit eingenordet sind und diese eben durch Gespräche herstellen (können). Meist gelingt das auch, und es gibt wenig Beglückenderes als ein einhelliges und verständnisvolles Gespräch. Frau fühlt sich wahr- und angenommen, und das ist das Wichtigste in diesen Momenten, wo sie mit ihrer Innenwelt nach außen tritt.
Es ist wie mit der Kreativität und ihren Ergebnissen. Gerne möchte man die Schaffensergüsse teilen, meist um sich bestärkende Worte abzuholen. Kommt dann jemand mit Kritik daher, sind nicht wenige am Boden zerstört und beenden das Schaffen. Wären sie vorsichtiger gewesen, hätten sie sich diese Erfahrung erspart. Und das geht relativ einfach. Zum Einen ist zu überlegen, wen man nach seiner oder ihrer Meinung fragt. Zum Anderen sollte man mit den Ergebnissen kreativer Arbeit erst dann nach außen gehen, wenn man selbst von ihr ganz und gar überzeugt ist. Dann kann einen auch ein schräger Spruch nicht aus den Schlappen hauen.
Genau so verhält es sich mit Kommunikation. Ich persönlich unterscheide ziemlich genau, mit wem ich über was rede. Das hängt mit dem Kennen meines sozialen Umfelds zusammen, aber auch mit meiner persönlichen Befindlichkeit. Nicht jeder oder jede ist geeignet für spirituelle Themen, nicht jede oder jeder für berufliche Ideen. Und das ist vollkommen in Ordnung so. Ich bin auch nicht die Spezialistin für alles, vor allem wenn es ums Weltall oder andere naturwissenschaftlichen Aspekte unseres Lebens geht. Mein Schulzeit-Trauma ist leider immer noch nicht bewältigt, aber es wird auch dafür die geeignete Zeit kommen.
Der andere Aspekt meiner Kommunikation ist, dass ich wirklich nur spreche, wenn ich innerlich klar in mir bin. Da kann ich manchmal schnell sein, manchmal braucht es aber auch seine Zeit. Um mein Gegenüber nicht zu verstören, habe ich mir den Spruch „Ich werde darüber nachdenken“ angewöhnt. Das dreht seine oder ihre Meinung nicht vollkommen ab und verschafft mir Reflexionszeit. Währenddessen lasse ich mich auch nicht verführen, der Geschwindigkeit der anderen zu folgen und schnell zu machen. Es braucht, so lange es braucht.
Das hilft vor allem auch im Umgang mit Männern. Bei den verschiedensten Gelegenheiten in den vergangenen Tagen durfte ich wieder einmal beobachten, dass es uns Frauen ganz und gar nicht dient, uns auf den Kommunikatorinnen-Lorbeeren auszuruhen. Denn selbst wenn wir von unserem Geschlecht verstanden werden, macht uns das nicht zu allgemeinen Rede-Weltmeisterinnen. Das merken wir spätestens dann, wenn wir unser Innerstes vor einem Mann ausbreiten und er nach 20 Minuten Zuhören nicht mehr als ein „Ja eh“ herausbringt. In unserer Welt haben wir alles auf den Punkt gebracht, doch sehr wahrscheinlich ist der Mann schon vorher ausgestiegen, weil ihm keine Lösung einfällt. Und Männer sind lösungsorientiert, das ist eine ihrer großen Stärken. Doch wie auch wir Frauen wissen: Für eine Lösung braucht es eine klare Aufgabenstellung. Aus unserem Innersten auf den Tisch zu kotzen, ist keine klare Aufgabenstellung. Simple as that.
Was ich gelernt habe, ist: Das Auskotzen geht gut mit Frauen, die Lösungen gut mit Männern. Was nicht bedeutet, dass Frauen nicht auch Lösungen zu präsentieren haben. Und manchmal auch sehr viel passendere, weil durch eine ähnliche Herangehensweise geprägt. Jene von uns allerdings, die in einer Partnerschaft leben, tun sich viel Gutes, wenn sie über ihre Kommunikationsstrategie nachdenken. Und geht es um Probleme eben in dieser Partnerschaft, ist es umso essentieller, in sich klar zu werden, bevor der Mann hinzugezogen wird. Lösungen gibt es nämlich nur, wenn er auch weiß, was wir von ihm wollen. Zum Beispiel: „Ich hätte gerne einmal in der Woche Blumen auf dem Tisch.“ Oder „Ich möchte, dass Du den Müll hinaus bringst.“ Und das bitte ohne Sarkasmus, denn den verstehen sie nicht. Weil sie unsere Schwingungen, die dem Sarkasmus vorausgehen, nicht entschlüsselt haben.
Ich mag Männer. Deshalb habe ich ihnen Jahrzehnte meines Lebens das gleiche zugetraut wie Frauen. Lernen durfte ich, dass ich ihnen etwas anderes zumuten kann. Das macht mein Leben vielleicht etwas komplexer, dafür a la longue leichter. Und es entlastet auch die Beziehung, wenn nicht mehr alles Gesprächsthema sein muss. Denn auch das habe ich gelernt: Ein Mann kann keine Freunde ersetzen und sollte es auch nicht müssen. Gilt übrigens auch für Frauen.
Die gesprochene Version dieses Textes finden Sie auf www.voll50.com/category/podcast
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