Ich komme gerade von einem sehr spontanen Frühstück auf einer Dachterrasse – ein wunderbarer Start in den Tag. Und zwischen Leckereien-Etagere und Latte Macchiatto fliegen die Erfahrungen und Träume hin und her.
Auch wenn ich momentan so fokussiert wie selten in meinem Leben bin – für Spontaneität muss Platz und Zeit sein. Speziell wenn ich mich zum wöchentlichen Blogschreiben hinsetzen möchte, ist Inspiration hoch willkommen. Denn auch wenn es mich nach wie vor umtreibt: über das C-Wort und die damit zusammenhängende Reise-Unwilligkeit kann ich ja nicht wöchentlich lamentieren, weil das vermutlich nicht nur Ihnen, sondern auch mir selbst auf die Nerven geht. Und meine Intuition, die langsam und sicher immer nachdrücklicher wird, ließ mich heute morgen Kontakt zu einer Frau aufnehmen, deren Sohn zu „meiner“ erweiterten Kinderschar zählt und die ich immer schon sehr geschätzt habe. Und siehe da – es hat geklappt.
Auf der Dachterrasse fangen wir mit dem Erzählen an, ohne uns auch nur irgendwie warmreden zu müssen. Die Kinder tragen, doch wir wachsen darüber hinaus, teilen Erfahrungen, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben, drehen und wenden sie. Und dann taucht da ein Traum auf, den wir offensichtlich beide seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten visualisieren: das Haus am Meer. Sie erzählt von Sommertagen in ihrer Kindheit, die sie in einer Hütte am Strand verbracht hat. Meine Phantasie hüpft vor Freude, denn dass sie danach Sehnsucht hat, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Mir fällt ein Aufenthalt auf Formentera ein, als es dort noch die Kioskos gab – kleine Strandbars, in denen man den Sonnenuntergang erleben konnte. Dort fiel mir auch auf, was ich bis zum damaligen Zeitpunkt bei Strandspaziergängen immer vermisst hatte: die Musik. In Filmen, die diese junge Frau gesehen hatte, fanden Meerbummeleien immer vor romantischer Soundkulisse statt. Seitdem finden meine Strandspaziergänge nur mehr mit Ohrstöpseln und zum Soundtrack meines Lebens statt. Wie auch immer: Auf Formentera dachte ich mir, dass es kaum etwas Schöneres geben könnte, als irgendwann einmal so einen Kiosko zu betreiben, den Wind zu spüren, der Sonne beim Untergehen zuzuschauen. Aktuell bin ich davon gaaaaaanz weit entfernt.
Und auch vom „Beach House“, meinem Ersatz-Domizil, bis sich für mich das richtige Angebot auftut. Allerdings sind sich die beiden Frauen auf der Dachterrasse einig: Momentan ist wirklich die falsche Zeit für diesen Traum. Denn wenn man sich Eigentum im Ausland anschafft, möchte man auch hinfahren. Was uns diese Zeit vor Augen führt: Selbstverständlichkeiten können sich ändern. Und andere Dinge werden zur Selbstverständlichkeit, die es nicht werden sollten. Für mich ist das aktuell der Mund-Nasen-Schutz. Kürzlich habe ich gehört, dass diese Entwicklung nur äußerer Ausdruck dessen ist, was in der Gesellschaft schon lange gang und gebe sei: die Distanzierung zwischen den einzelnen Menschen. Was für mich wiederum überhaupt nicht zutrifft. Denn ich brauche wenig, um Verbundenheit zu einem Menschen herzustellen, doch mindestens ein Gesicht. Und dass ich darüber nicht mehr entscheiden kann, wann ich Verbundenheit aufbauen darf und wann nicht, beschäftigt mich schon sehr. Mir war vorher schon viel zu viel reglementiert, doch das macht mich grumpy. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte in keinster Weise eine Gefahr für andere darstellen, weshalb ich ja auch die Maske trage. Doch davon, dass ich sie wie viele als Modeaccessoire akzeptieren würde, bin ich meilenweit entfernt. So meilenweit wie die visualisierten Häuser am Meer. Doch die beiden Frauen sind sicher: Irgendwann sitzen sie in ihren maritimen Domizilen, hören die Wellen auf der Terrasse, erobern sich 24/7 den Strand und sind angekommen. Ja, Erfahrungen, die man in der Phantasie macht, sind viel wert – positiv sollten sie halt sein.
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